Sonntag, 6. August 2017

Wolgograd, das ehemalige Stalingrad



Samstag, 5. August

Bei 41,5 °C erreichten wir heute Mittag Wolgograd. Bei diesen Temperaturen kann man sich kaum vorstellen, dass ein Großteil der deutschen Soldaten die hier umgekommen sind, erfroren ist.

Wir haben uns dann noch die riesige zentral Gedenkstätte mit der Monumental Figur „Mutter Heimat“ angeschaut. Die Anlage ist absolut beeindruckend und noch heute legen viel Russen Blumen, meist dunkelrote Nelken an vielen Stellen ab. In der zentralen Halle mit ewigem Feuer steht ständig eine Ehrenwache und an den Wänden sind stilisierte Fahnen mit abertausenden von Namen der Gefallenen. Manche Teile der Außenanlage sind schon sehr „heroisch“ gestaltet und passen aus unserer Sicht nicht mehr zum aktuellen Zeitgeist. Aber wir sind hier in einem anderen Land mit einer anderen Kultur und es steht uns als Deutschen, gerade an dieser Stelle, sicher nicht an darüber zu urteilen wie man hier dieser, im Namen von Deutschland verursachter Katastrophe zu gedenken hat.








Was sich hier ereignet hat kann man ja in den Geschichtsbüchern nachlesen und inzwischen gibt es ja auch viele Dokumentationen die das Ganze einigermaßen aufbereitet haben. Aber wirklich auf dem Boden zu stehen, wo im Endeffekt mehr als zweihunderttausend junge deutsche Soldaten aufgrund einer verbrecherischen Ideologie ihr Leben geben mussten. Wo fast 600 000 Russen starben nur weil sie ihre Heimat verteidigten. Hundertausende Familien auf beiden Seiten zerstört wurden, das ist sicher eine ganz andere Sache. Uns beschäftigt das schon seit Tagen, zumindest in unseren abendlichen Diskussionen.



Wie schnell sich die Geschichte zum Glück auch in die richtige Richtung ändern kann, haben wir dann am Abend in unserem Hotelrestaurant erlebt. Das Restaurant ist eine richtige deutsche Paulaner Gaststätte. Es gibt neben dem Paulaner Bier, alle möglich Bayerische und auch Fränkische Köstlichkeiten. Die jungen Russinnen, die teilweise sogar deutsch sprachen, bedienten uns im Dirndl und die Stimmung war mindestens genauso gut wie das Essen und das Bier. Und das alles ohne Gewalt und Angst. Ob sich dies jemand in Deutschland kurz nach dem Krieg hätte träumen lassen, ich wage es zu bezweifeln.

Morgen wollen wir den Tag hier verbringen und uns noch einiges in Wolgograd anschauen. Hoffentlich ist es nicht wieder so heiß, die Hitze macht jegliche Aktivitäten schon sehr anstrengend.

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