Dienstag, 20.
Juni
Über diesen
heutigen Tag ließ sich leicht ein kleines Buch schreiben, die Erlebnisdichte
war enorm hoch.
Los ging es
morgens bei leichtem Nieselregen, was immerhin schon eine wesentliche
Verbesserung darstellte. Später wurde es dann komplett trocken und wir fuhren
durch wunderschöne Urallandschaften nach Irbit dem Herz der Russischen Motoradproduktion,
also genauer gesagt zu den, für Motorradfahrer berühmten Uralwerken.
Zuerst
besuchten wir das lokale und angeblich einzige russische Motorradmuseum (Privat
unterhaltenes Motodrom). Dieses Erlebnis wird für uns aus mehreren Gründen
unvergesslich bleiben. Wir wurden äußerst herzlich begrüßt und bekamen eine absolute
Sonderbehandlung. Was für deutsche Motorradfahrer inzwischen kaum noch vorstellbar
ist, waren die Frauen. Vor uns war eine reine Frauengruppe die hochgradig an
Motorräder und ihren Fahrern interessiert waren. Wir waren „die Schau“, jede
wollte ein Bild mit uns haben, was sich naturgemäß ziemlich hinzog.
Dann die
Männer: Wir bekamen eine Sonderführung mit detaillierten Erklärungen, super
Videos und alles was so ein Männerherz erfreut. Anders wie bei uns, war
berühren nicht nur nicht verboten, sondern sehr erwünscht. Ich musste auf einem
Ural M72 Gespann mit Maschinengewehr posieren, was meine
Kriegsdienstverweigerung im Nachhinein wohl noch gefährden wird. Dieter musste
auf ein Gespann mit Bierfassseitenwagen sitzen usw.
Die Exponate
waren super, und das Motorradfahrerherz blühte immer weiter auf.
Der Experte
der uns herumführte, war selbst begeisterter Motorradfahrer und Bergsteiger. Er
hatte unter anderem auch den Elbrus im Kaukasus bestiegen. (Höchster Berg
Europas). Franz, falls Du das liest, hier hättest Du einen Bruder im Geist
getroffen.
Das youtube Video (siehe Link) ist der Hammer.
Es war der
schiere Wahnsinn. Danach kam die 2. Frauen Besuchergruppe. Der Verlauf war
ähnlich wie bei der ersten und zog sich hin.
Übrigens
auch die russische Kinder lieben Motorräder (und natürlich ihre Papas, die
Fahrer)
Wir dachten
schon dass nun keine Steigerung mehr möglich sei und wollten uns nur noch kurz
die eigentlichen Ural Werke von außen ansehen.
Nachdem wir
etwas herumirrten führte uns wieder, wie auch schon zum Museum, ein netter
Russe höchstpersönlich zu dem Ort unserer Begierde. Frech wie heutige Deutsche
nun mal manchmal sind, drangen wir einfach in das Gebäude ein. Wir kamen an
eine Pforte, welche die Arbeiter gerade aufgrund der zu Ende gehenden Schicht verliesen.
Sie mussten durch einen Scanner und sich per Fingerprintscan abmelden. Wir fragten
den Pförtner mit Händen und Füssen und ein paar Brocken russisch, ob wir das
Werk besichtigen könnten. Er fragte telefonisch bei der Direktion nach und
vertröstete uns dann für ca. eine viertel Stunde. Dann bekam die „Deutsche
Delegation“ eine Sonderführung vom Direktor persönlich. Fotografieren
ausdrücklich erlaubt. Es war der totale Wahnsinn. Wir konnten uns jedes Detail
der Fertigung und der Endmontage anschauen. URAL hat natürlich heute das gleiche
Problem wie unsere deutsche Motorradindustrie in den 50er Jahren. Kein Mensch
in Russland kauft noch ein Motorrad. Aber sie haben die absolute Nische
entdeckt: ----Gespanne---.
Ihre
Produkte gehen in die ganze Welt. Europa, USA und Australien. Sie bauen ca. 6
Gespanne pro Tag. Solomaschinen werden keine mehr produziert. Die Technik ist
vom feinsten:
-
Seitenwagenantrieb
-
Einspritzanlage
-
Japanische
Anlasser,
-
Brembo
Bremsen
-
SKF Lager
-
Italiensche
Sitze (Maschine sowohl als auch im Seitenwagen)
-
Super solide
Seitenwagenrahmen
-
Kuka
Schweißroboter
-
……
Das Werk hat
natürlich nur noch etwa ein Zehntel seiner ursprünglicher Größe, aber man sieht dass
die Leute mit Liebe bei der Sache sind.
Zum Schluss
gab es natürlich noch Abschiedsbilder mit dem Direktor, der uns dann noch von
seiner kürzlich erfolgten Fahrt, mit seinem URAL-Gespann ins Altai Gebirge
erzählte.
Klasse Bericht sehr schön und interessant. Erstaunlich ist die kurzfristige Werksführung, hier bei uns unvorstellbar. Ich denke mehr als ein gelungener Tag für euch.
AntwortenLöschenWeiter so
Gruß
Thomas
Echt super was ihr alles erlebt... freue mich schon auf weitere Berichte.
AntwortenLöschenLG
Christian
Echt super was ihr alles erlebt... freue mich schon auf weitere Berichte.
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Christian