Dienstag, 20. Juni 2017

Motorräder verbinden Menschen



Dienstag, 20. Juni

Über diesen heutigen Tag ließ sich leicht ein kleines Buch schreiben, die Erlebnisdichte war enorm hoch.
Los ging es morgens bei leichtem Nieselregen, was immerhin schon eine wesentliche Verbesserung darstellte. Später wurde es dann komplett trocken und wir fuhren durch wunderschöne Urallandschaften nach Irbit dem Herz der Russischen Motoradproduktion, also genauer gesagt zu den, für Motorradfahrer berühmten Uralwerken.

Zuerst besuchten wir das lokale und angeblich einzige russische Motorradmuseum (Privat unterhaltenes Motodrom). Dieses Erlebnis wird für uns aus mehreren Gründen unvergesslich bleiben. Wir wurden äußerst herzlich begrüßt und bekamen eine absolute Sonderbehandlung. Was für deutsche Motorradfahrer inzwischen kaum noch vorstellbar ist, waren die Frauen. Vor uns war eine reine Frauengruppe die hochgradig an Motorräder und ihren Fahrern interessiert waren. Wir waren „die Schau“, jede wollte ein Bild mit uns haben, was sich naturgemäß ziemlich hinzog.



Dann die Männer: Wir bekamen eine Sonderführung mit detaillierten Erklärungen, super Videos und alles was so ein Männerherz erfreut. Anders wie bei uns, war berühren nicht nur nicht verboten, sondern sehr erwünscht. Ich musste auf einem Ural M72 Gespann mit Maschinengewehr posieren, was meine Kriegsdienstverweigerung im Nachhinein wohl noch gefährden wird. Dieter musste auf ein Gespann mit Bierfassseitenwagen sitzen usw.
Die Exponate waren super, und das Motorradfahrerherz blühte immer weiter auf.
Der Experte der uns herumführte, war selbst begeisterter Motorradfahrer und Bergsteiger. Er hatte unter anderem auch den Elbrus im Kaukasus bestiegen. (Höchster Berg Europas). Franz, falls Du das liest, hier hättest Du einen Bruder im Geist getroffen.










Das youtube Video (siehe Link) ist der Hammer.




Es war der schiere Wahnsinn. Danach kam die 2. Frauen Besuchergruppe. Der Verlauf war ähnlich wie bei der ersten und zog sich hin.


Übrigens auch die russische Kinder lieben Motorräder (und natürlich ihre Papas, die Fahrer)




 
Wir dachten schon dass nun keine Steigerung mehr möglich sei und wollten uns nur noch kurz die eigentlichen Ural Werke von außen ansehen.
Nachdem wir etwas herumirrten führte uns wieder, wie auch schon zum Museum, ein netter Russe höchstpersönlich zu dem Ort unserer Begierde. Frech wie heutige Deutsche nun mal manchmal sind, drangen wir einfach in das Gebäude ein. Wir kamen an eine Pforte, welche die Arbeiter gerade aufgrund der zu Ende gehenden Schicht verliesen. Sie mussten durch einen Scanner und sich per Fingerprintscan abmelden. Wir fragten den Pförtner mit Händen und Füssen und ein paar Brocken russisch, ob wir das Werk besichtigen könnten. Er fragte telefonisch bei der Direktion nach und vertröstete uns dann für ca. eine viertel Stunde. Dann bekam die „Deutsche Delegation“ eine Sonderführung vom Direktor persönlich. Fotografieren ausdrücklich erlaubt. Es war der totale Wahnsinn. Wir konnten uns jedes Detail der Fertigung und der Endmontage anschauen. URAL hat natürlich heute das gleiche Problem wie unsere deutsche Motorradindustrie in den 50er Jahren. Kein Mensch in Russland kauft noch ein Motorrad. Aber sie haben die absolute Nische entdeckt:   ----Gespanne---.
Ihre Produkte gehen in die ganze Welt. Europa, USA und Australien. Sie bauen ca. 6 Gespanne pro Tag. Solomaschinen werden keine mehr produziert. Die Technik ist vom feinsten:

-          Seitenwagenantrieb
-          Einspritzanlage
-          Japanische Anlasser,
-          Brembo Bremsen
-          SKF Lager
-          Italiensche Sitze (Maschine sowohl als auch im Seitenwagen)
-          Super solide Seitenwagenrahmen
-          Kuka Schweißroboter
-          ……


















Das Werk hat natürlich nur noch etwa ein Zehntel seiner ursprünglicher Größe, aber man sieht dass die Leute mit Liebe bei der Sache sind.
Zum Schluss gab es natürlich noch Abschiedsbilder mit dem Direktor, der uns dann noch von seiner kürzlich erfolgten Fahrt, mit seinem URAL-Gespann ins Altai Gebirge erzählte.



3 Kommentare:

  1. Klasse Bericht sehr schön und interessant. Erstaunlich ist die kurzfristige Werksführung, hier bei uns unvorstellbar. Ich denke mehr als ein gelungener Tag für euch.
    Weiter so
    Gruß
    Thomas

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  2. Echt super was ihr alles erlebt... freue mich schon auf weitere Berichte.

    LG

    Christian

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  3. Echt super was ihr alles erlebt... freue mich schon auf weitere Berichte.

    LG

    Christian

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